Rassismuskritik in der KiTa

KiTas sollen Chancen- und Bildungsgerechtigkeit für jedes Kind ermöglichen sowie frei von , zumindest sensibel gegenüber, Ausgrenzung und Diskriminierung sein. Das ist ein Anspruch, dem ihr als Pädagog*in sicherlich zustimmt und dem ihr versucht, in eurer Arbeit gerecht zu werden. KiTas als Orte, an denen sich jedes Kind und seine Familie zugehörig fühlt.

„Obwohl Rassismus in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft wirkt, ist es nicht leicht, über ihn zu sprechen.“ Tupoka Ogette (exit RACISM, 2019)

Eine explorativ-qualitative Pilotstudie zum Umgang mit institutionellem Rassismus in Berliner Kitas (NaDiRa) ergab: KiTas sind keine diskriminierungsfreien Orte. „Familien erfahren Rassismus in Kitas durch diskriminierende Annahmen, Materialien und Routinen. Eltern und Kitas gehen unterschiedlich mit rassistischen Erfahrungen um.“ Manche KiTas nehmen sich dem Thema Rassismuskritik an, andere wiederum bagatellisieren Rassismus und leugnen eine Auseinandersetzung damit.

Dabei zeigt sich Rassismus in verschiedenen Formen und Situationen in der Kita. Woran könnte es liegen, dass manche Menschen Rassismus sehen und andere nicht?

Rassismus lässt sich in Anlehnung an Stuart Hall (1989) als gesellschaftliches Strukturprinzip begreifen. Rassismuskritische Bildung bedeutet, gesellschaftliche Machtverhältnisse sichtbar zu machen und die eigene Verwobenheit zu erkennen.

Rassismuskritisches Handeln in der KiTa - ein Anfang...

• braucht ein Hinschauen und Anerkennen, dass Rassismus alle Menschen betrifft, wenn auch unterschiedlich,
• braucht ein Wissen über Rassismus,
• braucht das Erkennen von Ausschluss und Rassismus in kindlichen Lebensrealitäten,
• braucht eine kritische Auseinandersetzung mit eigenen Haltungen, Handlungen, Vorurteilen, also Zeit für Reflexion,
• erfordert den Blick auf die Zusammenhänge von Rassismus mit anderen Ungleichheits-dimensionen (wie z.B. Geschlecht),
• braucht einen kritischen Blick auf den eigenen Sprachgebrauch sowie einen rassismuskritischen Blick auf Lernräume,-Bild-und Spielmaterialien,
• braucht eine wertschätzende Haltung zur Vielfalt der Kinder,
• braucht die Verankerung eines institutionellen Diskriminierungsschutzes.

Rassismus darf kein Tabu sein bzw. werden!

Reflexionsfragen für euch können sein:

• Findet Rassismus in meiner Kita statt? Was kann ich diesbezüglich im KiTa-Alltag beobachten (bei mir, bei meinen Kolleg*innen, bei Familien, in den Strukturen, Abläufen, Routinen)? Wie gehe ich /wir damit um?
• Kommt es vor, dass ich Vorurteile, Stereotype als Basis für meine Einschätzungen und mein Verhalten nehme? Wie kann ich das verändern?
• Inwiefern befördern meine Materialien und mein Umfeld rassistische Wissensbestände?

Neben dem kritischen Blick auf die eigene Haltung, das eigene Handeln, die Sprache, die Institution braucht es auch den Blick auf die Lernumgebung, denn auch dieser entnehmen Kinder permanent Botschaften über sich selbst.

Kinderbücher kritisch unter die Lupe nehmen: Vorurteilsbewusste Bücher, so Annette Kübler,

• sollen Kindern helfen, ihren Gefühls-Wortschatz zu erweitern,
• dürfen keine stereotypen und diskriminierenden Abbildungen oder Inhalte enthalten,
• sollen anregen, kritisch über Vorurteile und Diskriminierungen nachzudenken.
• müssten Beispiele enthalten, die Kinder ermutigen, sich gegen Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten zur Wehr zu setzen.

• Kommen unterschiedliche Realitäten einfach vor – also selbstverständlich und wie nebenbei? Oder wird Abweichung von der Norm als Problem dargestellt?
• Wer ist wie sichtbar/unsichtbar? Wer wird besondert?Bringen Bücher Stereotype hervor und bleibt damit die Markierung als ›Andere‹ beibehalten?

Quellen:
Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung DeZIM e.V. (2022): Forschungsergebnisse aus Kurzstudien des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitors (NaDiRa). Eine explorativ-qualitative Pilotstudie zum Umgang mit institutionellem Rassismus in Berliner Kitas. Zugriff: 01.12.2025. Downloadhier

Nifbe: Institutioneller Rassismus in KiTas. Zugriff: 01.12.2025. Download hier

M. Ansari, E. Höhme, A. Krause, U. Lindemann, S. Richter, P.Wagner (Hg.) (2016): Die Lernumgebung vorurteilsbewusst gestalten. Verlag Was mit Kindern.

Annette Kübler: ZUM KRITISCHEN UMGANG MIT KINDERBÜCHERN. Zugriff: 01.12.2025. Download hier