Armut ein Thema in der KiTa?!

Armut – ein Thema in der KiTa?!


„Heute weiß ich, dass der Satz ´Wir haben kein Geld´ das ganze Leben und Denken bestimmen kann. Denn letztendlich geht es dabei gar nicht nur um Geld, sondern um Identität und Selbstbewusstsein. Beides geben Eltern an ihre Kinder weiter.“ (Udine Zimmer)

Armut schränkt das Leben von Kindern erheblich ein - im Heute und in der Zukunft - und gilt als ein Risikofaktor für ihre Entwicklung. Kinder suchen sich diese Lebenslage nicht aus, sondern werden in diese hineingeboren. Für Kinder geht es um Chancen- und Bildungsgerechtigkeit! Ein Grund mehr den Blick auf armutssensibles Handeln in der KiTa zu richten.

Im Jahr 2024 waren in Deutschland 13 Millionen Menschen von Armut betroffen. Die Armutsquote in Thüringen lag 2024 bei 15,7 %. Fast jedes vierte Kind in Thüringen wächst in Armut auf.

Armut als kindliche und familiäre Lebenslage

Der Lebenslagenansatz betrachtet Armut als Unterversorgung und Benachteiligung in einem umfassenderen Sinne. Er nimmt nicht nur die finanzielle Situation der Familie eines Kindes, sondern auch die Lebenssituation eines Kindes in verschiedenen Bereichen in den Blick.

Die AWO ISS Langzeitstudie (1997 - 2021) widmete sich umfassend der Untersuchung von Auswirkungen familiärer Armut auf Kinder und Jugendliche. Leitende Analysefragen waren: Welche Ressourcen kommen beim Kind an? Welche Armutsfolgen lassen sich dabei erkennen? Was können Familien und Pädagog*innen tun, um die Armutsfolgen in vier Lebenslagendimensionen vorzubeugen bzw. zu minimieren? Hieraus entwickelten sie ein kindbezogenes Armutskonzept.


Einkommensarmut wird dabei als eine Lebenslage verstanden, die sich bei Kindern in vier Bereichen auswirken kann, aber nicht muss. Es kann bedeuten, nicht genug zu haben für die Bildung, die Gesundheit und die Teilhabe der Kinder unter Kindern. Sie nimmt also deren materiellen Lage, sozialen Lage, kulturellen Lage sowie gesundheitlichen Lage in den Blick.

Armutssensibles Handeln in der KiTa

Armutssensibles Handeln in der KiTa braucht…

  • Wissen rund um das Thema Armut,
  • eine vorurteilsbewusste und diskriminierungssensible Haltung der Pädagog*innen: Reflexion von eigenen Erfahrungen, eigenen Armutsbildern und möglichen Vorurteilen. Es geht um ein Hineinversetzen! und eine Haltung, die Schuldzuweisungen an die Betroffenen vermeidet,
  • das Erkennen von armutsbedingten Barrieren, von Ausschlüssen im Kita-Alltag für betroffene Kinder und deren Familien und in der Folge um eine veränderte pädagogische Praxis mit Blick auf Teilhabe und Möglichkeitsräume für alle
  • Können wirklich alle Kinder teilhaben?

Mit dem Lebenslagenansatz kann die individuelle Lebenslage des Kindes erfasst werden.

  • Was wissen wir über das Kind, seine Familie, Lebensbedingungen, Stärken, Ressourcen, Risiken entlang der 4 Dimensionen?
  • Was braucht das Kind mit Blick auf seine gesundheitliche, kulturelle, soziale, materielle Lage?
  • Wo und wie erleben Kinder selbst einen Mangel?
  • Mit Blick auf Resilienz: Über welche Ressourcen und Schutzfaktoren verfügt das Kind? Welche Interessen, Talente, Hobbies hat das Kind?
  • Welche Unterstützung braucht das Kind und seine Familie? Ist das, was das Kind braucht, bei uns in der KiTa vorhanden? Was müssen wir verändern? und Wer kann uns unterstützen?
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Schritten und dem Lebenslagenansatz finden Sie Hier

Daneben bedarf es einer Bestandsaufnahme zu vorhandenen Angebotsstrukturen in der KiTa und Kooperationen.
  • Welche Angebote, Maßnahmen haben wir bzw. ergreifen wir, um Armutsfolgen der Kinder abzumildern (entlang der 4 Dimensionen)?
  • Sind diese tatsächlich für alle Kinder zugänglich (Kosten, Zeit, Erreichbarkeit)?
  • Mit wem können wir kooperieren?


Bei der Umsetzung von Angeboten in der KiTa, müssen diese stets das jeweilige Kind und seine Familie im Blick behalten, sie müssen zu diesen passen. Möglichkeiten wären zum Beispiel:

  • Tauschregale für Kleidung, Spiele oder andere Materialien, an dem sich jede*r bei Bedarf bedienen kann und die für alle frei zugänglich sind
  • Kinderbüchertasche für Familien zum Ausleihen,
  • Angebote schaffen von Familien für Familien (z.B. eine Reparaturwerkstatt).


Quellen:
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband – Gesamtverband e. V. (2025): Verschärfung der Armut
Paritätischer. Armutsbericht. Zugriff am 01.10.2025, Download unter: https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/doc/armutsbericht_2025_web_fin.pdf


Landesvereinigung für Gesundheit & Akademie für Sozialmedizin
Niedersachsen e.V. Dr. Antje Richter-Kornweitz (2021): KINDERARMUT UND ARMUTSSENSIBLES HANDELN IN KITAS. 08. Juni 2021, Barsinghausen. Zugriff am 01.10.2025, Download unter: https://www.praeventionsketten-nds.de/fileadmin/media/downloads/News/2021-06-08_Barsinghausen_Richter-Kornweitz_publ.pdf


INSTITUT FÜR SOZIALARBEIT UND SOZIALPÄDAGOGIK E. V. (2024): Lebenslagenansatz in Kindertageseinrichtungen. Impulse zur praktischen Anwendung. Zugriff am 01.10.2025, Download unter: https://www.rag-stiftung.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Lehrmaterialien_fuer_Kita_und_Schule/Handreichung_Lebenslagenansatz-in-Kindertageseinrichtungen.pdf
Schriftenreihe Deutsches Kinderhilfswerk e.V. (Juni 2023): Partizipation als Privileg? Klassismus und Kinderarmut im Kontext von kinderrechtebasierter Demokratiebildung. Zugriff am 01.10.2025, Download unter: https://www.dkhw.de/fileadmin/user_upload/DKHW_Schriftenreihe_Klassismus_WEB.pdf

Udine Zimmer (2015): Nicht von schlechten Eltern – Meine Hartz IV-Familie. S.23

Kurzfakten

Zielgruppen

  • Pädagogische Fachkräfte
  • Interessierte

Kategorie

Pädagogische Fachkräfte und Interessierte

weitere Urteile

Keine weiteren Urteile

Freistellung nach

Keine Freistellung

Passende Seminare zum Thema

Keine speziellen Seminare

Passende Artikel

Keine speziellen Seminare