Eine Vertrauensperson in der KiTa

Nachgefragt: Im Gespräch mit einer von den Kindern gewählten Vertrauensperson in der KiTa

„Kinder müssen sich ernst genommen fühlen, ansonsten ist das gegessen!“

Brit wurde von den Kindern der KiTa zur Vertrauensperson gewählt. Ihr Gewähltsein kommentiert sie mit den Worten „Ich war selber überrascht.“


Wie wurde sie von den Kindern gewählt?

In der Einrichtung finden in den Gruppen bzw. Bereichen wöchentlich Kinderkonferenzen (Kiko) statt. Alle Pädagog*innen der Einrichtung haben sich über Fotos in den jeweiligen Kikos der Gruppen zur Wahl gestellt. Per Muggelstein wurde abgestimmt, jedes Kind legte seinen Stein zum Foto seines*r Favorit*in. Dann wurde ausgezählt und auf Brit entfielen die meisten Stimmen der Kinder (Mehrheitsentscheidung).


Wie erfahren Sie von den Anliegen der Kinder? Wie läuft das bei Ihnen im Haus?

Brit erzählt, dass es zum einen in der KiTa eine „Wunsch- und Ärgerbox“ gibt, aufgestellt in der Piazza, einem zentralen Treffpunkt für Begegnungen. Kinder malen Zettel oder lassen Erwachsene aufschreiben (Pädagog*innen wie auch Eltern), wenn sie ein Anliegen, einen Wunsch haben oder ihnen etwas nicht gefällt, und das landet dann in der Box.

Zum anderen findet alle 14 Tage freitags eine Gesprächsrunde für die Kinder statt, zu der sie als Vertrauensperson einlädt. Die Bezugspädagog*innen der Kinder sind dabei nicht mit von der Partie. Sie bietet damit den Kindern einen geschützten Rahmen an, um ihre Anliegen, ihre Sichtweisen hör-, besprech- und sichtbar zu machen. „Kinder müssen sich ernst genommen fühlen, ansonsten ist das gegessen!“ Und weiter: „Die Kinder sind sehr beschwerdefreundlich“, sie äußern z. B., dass ihnen "langweilig sei“ und auch Beschwerden von Kindern über Pädagog*innen werden an sie herangetragen. Auch die Inhalte aus der Angst- und Wunschbox werden hier thematisiert.

Eingeladen werden jeweils zwei Kindervertreter*innen pro Gruppe, die von den Kindern bestimmt werden und als Delegierte die Interessen der jeweiligen Kindergruppe vertreten. Im Haus haben sie sich hierbei für ein rotierendes Prinzip entschieden, so dass jedes Kind mal Delegierte*r sein kann. Und fügt hierzu an: „Der Plan war ein anderer, es ist ein offener Prozess, ein Abenteuer für alle Beteiligten.“

Und manche Kinder kommen direkt mit einem Anliegen, wenn sie Klärungsbedarf haben, zu ihr ins Büro. Was wir bisher noch nicht erwähnt haben: Brit ist zugleich die Leitung der KiTa. Und mit Blick aufs Vertrauensperson sein sagt sie: „Ich sehe als mein großes Plus, dass ich immer ein bisschen Abstand und damit eine andere Beziehung zu Kindern habe.“ Aus unserer Sicht hebt sie damit hervor, wie wichtig ein „unverbrauchter Blick“ auf Kinder ist, sich diesen zu bewahren.


Wie sieht Brit ihre Rolle als Vertrauensperson?

Sie sieht sich als Begleiterin, Vertraute der Kinder. Sie setzt sich im Team und gegenüber Eltern für die Anliegen der Kinder, ihre Wünsche und Interessen, Sorgen und Nöte, ihre Beschwerden ein, macht diese transparent, sucht und geht in den Dialog mit allen Beteiligten. „Transparenz ist für mich wichtig und wertvoll.“ „Bei einem Anliegen eines Kindes wusste ich auch nicht weiter, da habe ich gemeinsam mit dem Kind den Bürgermeister angerufen.“


Wie haben Sie den Kindern ihre Rolle erklärt, verständlich gemacht?

“Ich kann euch helfen, wenn etwas für euch ungerecht ist. Ihr könnt mir sagen, was euch gefällt und was nicht, und dass es vielleicht auch einfacher ist, es mir mitzuteilen.“


Und mit Blick auf das Team…?

„Der Umgang damit im Team und die Selbstverständlichkeit in der Haltung seitens der Pädagog*innen musste sich erst entwickeln, es war ein Prozess, der Offenheit der Kolleg*innen und ein Wollen braucht“, so Brit. Und weiter: „Als Pädagogin muss ich immer wieder neu von den Kindern lernen.“


Ist Ihnen noch etwas wichtig?

„Kinder engagieren sich sehr, wollen mitentscheiden und mithandeln. Alles in allem trägt dies zu einem solidarischen Miteinander aller Beteiligten bei.“

Und ganz herzlichen Dank, Brit für das Gespräch mit Ihnen, das Einblick geben und Ihre Offenheit!

Hintergrund: Im ThürKigaG heißt es im § 12 Eltern- und Kindermitwirkung...
(6) Die Kinder wirken an der Gestaltung ihres Alltags in den Kindertageseinrichtungen mit. Kinder in Tageseinrichtungen haben das Recht, eine in der Einrichtung tätige Person zur Vertrauensperson zu bestimmen. Die Vertrauensperson wirkt im Elternbeirat beratend mit.

Kurzfakten

Zielgruppen

  • Pädagogische Fachkräfte
  • Interessierte

Kategorie

Pädagogische Fachkräfte und Interessierte

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