Mit Kindern in der KiTa Regeln fair-handeln
Praxis partizipativ
Mit Kindern Regeln fair-handeln
Regeln in der KiTa
Jeden Tag begegnen uns Regeln - auch der KITa-Alltag wird von vielen verschiedenen Regeln bestimmt. An viele haben wir uns gewöhnt, sie sind ein selbstverständlicher Teil unseres Lebens. Manche fordern uns heraus und Kinder ebenso, manche machen Sinn und wiederum andere machen weniger Sinn. Und ab und an tun sich Erwachsene schwerer mit Regeln als Kinder.
Was sind Regeln?
Im Duden wird eine Regel als eine „aus bestimmten Gesetzmäßigkeiten abgeleitete, aus Erfahrungen und Erkenntnissen gewonnene, in Übereinkunft festgelegte, für einen jeweiligen Bereich als verbindlich geltende Richtlinie“, definiert.[1] KiTas geben sich Regeln auf Basis von Werten und Normen. Sie schaffen für eine Gemeinschaft einen Orientierungsrahmen. Die Idee dahinter ist, einen Raum zu schaffen, „der für alle akzeptabel ist, in dem sich alle sicher fühlen können, der niemanden überfordert“.[2]
Lothar Klein ist davon überzeugt, dass Regeln neben ihrer Schutzfunktion „vor allem einem dienen müssen: der Gestaltung von Beziehungen. Wie wollen wir miteinander umgehen? Und weiter „Sie müssen also daran gemessen werden, ob sie dazu beitragen, Beziehungen zu festigen oder nicht, Beides ist möglich. Dabei ist sowohl die Frage des Inhalts wie des Prozesses wichtig.“ Wie kann und soll im KiTa-Alltag mit Regeln umgegangen werden, so dass sie der Beziehung zwischen Pädagog*innen und Kindern förderlich sind?[3]
Ehrlichkeit von Erwachsenen ist gefragt und eine klare Unterscheidung zwischen...
Bestimmungen, Verbote, Vorschriften, die einseitig von Erwachsenen erlassen werden, im Sinne von Anordnungen und
Regeln, als gegenseitig ausgehandelte Regeln, die unter Beteiligung von Kindern entstehen, im Sinne von Vereinbarungen und Absprachen.
Hierzu braucht es einen grundlegenden Austausch im Team
Hilfreich ist es, zu Beginn ungefiltert und unkommentiert bestehende Regeln im Haus zusammenzutragen. Dies kann erst einmal jede*r für sich allein tun und dann wird eine gemeinsame Liste auf einem Flipchartpapier erstellt. - Wie wirkt diese Liste auf Sie?
Zur Reflexion bieten sich weitere Fragen an, wie:
Was wollen wir wirklich und ernsthaft mit den Kindern verhandeln? Was wollen wir bestimmen, anordnen?[4]
Wie klar sind die Regeln den Erwachsenen und den Kindern? Weiß jede*r davon?
Wem nutzen die Regeln? Für wen gelten sie?
Welche unausgesprochenen Regeln gibt es bei uns im Haus?
Sind die Regeln wirklich notwendig, brauchen wir die?
Wie werden Kinder am Aufstellen und Verändern von Regeln beteiligt? Welche Verfahrensweisen und Gremien brauchen wir dafür?
Wie steht es also um Ihre Regelwerke? Wie steht es dabei um Interessen, Macht und Vertrauen?
Das Wesen von Regeln verlangt es, dass sie klar und nachvollziehbar sind, ihre Einhaltung muss möglich sowie realistisch sein. Sie müssen also fair und mit Blick auf Kinder für diese erfüllbar sein!
Regeln gemeinsam mit den Kindern vereinbaren – zum Prozess:
Jemand benennt ein Problem im Zusammenleben der Gemeinschaft, das einer Regelung bedarf (Gesetzesinitiative), dies kann von Kindern als auch Pädagog*innen ausgehen.
Die Beteiligten legen ihre Interessen dar und begründen diese. Lösungsvorschläge werden gesammelt und diskutiert (Diskussion).
Eine Regel wird vereinbart. (Verabschiedung) und mittels der vorgesehenen Verfahren beschlossen. Sanktionen für Regelverletzungen werden vereinbart: Was soll geschehen, wenn sich jemand nicht an die Regel hält? Es wird vereinbart, wer die Einhaltung der Regel überwacht und wer wie die Sanktionen verhängt (diese Rolle muss nicht allein pädagogisch Tätigen zukommen).
Die Vereinbarungen werden veröffentlicht (Veröffentlichung), mittels Symbole visualisiert und an einem für alle gut sichtbaren Ort in der KiTa ausgehängt.[5]
Regeln sind für Kinder und Erwachsene nachvollziehbarer, wenn sie…
• auf echten Werten basieren, gemeinsam erarbeitet werden,
• die Notwendigkeit für das Zusammenleben erfahren lassen,
• individuelles und gemeinschaftliches Leben unterstützen,
• der aktuellen Situation angepasst sind,
• mit allen Beteiligten kontinuierlich und kritisch hinterfragt werden,
• für Kinder und Erwachsene gleichermaßen gut sind,
• die Perspektive aller einnehmen,
• positiv als Gebote formuliert sind,
• die persönliche Freiheit nicht unzulässig einschränken,
• auch auf spezielle Bedürfnisse von Kindern und Erwachsenen eingehen,
• in besonderen Situationen auch Ausnahmen gewähren,
• immer mehr zur Selbstbestimmung führen,
• den Alltag bereichern und nicht formalisieren („verregeln“),
• Spontaneität fördern und nicht verhindern,
• lediglich das regeln, was geregelt werden muss,
• sich auf ein Mindestmaß reduzieren,
• bei Sinnlosigkeit auch abgeschafft werden können,
• von Erwachsenen nicht gepredigt, sondern gelebt und vorbildlich eingehalten werden. [6]
Und zum Schluss: Gemeinsam ausgehandelte und vereinbarte Regeln in der KiTa sind ein bedeutsamer Baustein für Demokratiebildung und -erleben in der KiTa.
Quellen:
[1]https://www.duden.de/rechtschreibung/Regel, Zugriff am 10.07.2025
[2] Deutsches Rotes Kreuz e.V.,Generalsekretariat (2024): Was MACHT was?! Modul EinPRÄGsam. S. 11.
[3] Klein (2015): Regeln und Grenzen im Alltag mit Kindern. Klett-Kallmeyer. S. 17.
[4] Vgl. ebd. S. 18.
[5] Knauer et al (2011): Partizipation in Kindertageseinrichtungen. So gelingt Demokratiebildung mit Kindern. Verlag das Netz. S.183f.
[6] Preising (2003) in: Franz (2010): Hauptsache Wertebildung. Mit Kindern Werte erleben und entwickeln. Don Bosco. S.91.
Kurzfakten
Zielgruppen
- Pädagogische Fachkräfte
Kategorie
Pädagogische Fachkräfte und Interessierte
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