Beteiligung und Mitbestimmung in der KiTa
Beteiligung und Mitbestimmung in der KiTa
KiTas sind ausgezeichnete Lernorte für Kinder, um Demokratie von klein auf zu erleben und das Kinderrecht auf Beteiligung mit Leben zu füllen, es real werden zu lassen. Partizipation heißt, „Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.“[1]
Beteiligung – ein Recht der Kinder von Anfang an
Für Beteiligung und Mitbestimmung gibt es kein „zu jung“. Mehr noch, KiTas sind rechtlich verpflichtet, geeignete Verfahren der Beteiligung und die Möglichkeit der Beschwerde für Kinder zu entwickeln, zu gestalten sowie konzeptionell zu verankern. Beteiligung von Kindern ist kein Zugeständnis der Erwachsenen an die Kinder, sondern ein verbrieftes Recht der Kinder.[2]
Rechtsgrundlagen sind beispielsweise:
- Art. 12 UN-KRK: das Recht auf Beteiligung (https://dossier.kinderrechte.de/hintergrundinformationen)
- § 8 SGB VIII & § 45 SGB VIII: in § 45 SGB VIII heißt es „… zur Sicherung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung geeignete Verfahren der Beteiligung sowie der Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten Anwendung finden müssen.“ (https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_8/__45.html)
- § 12 ThürKigaG: zur Eltern- und Kindermitwirkung (https://landesrecht.thueringen.de/bsth/document/jlr-KTBetrGTHV19P12)
Beteiligung ist eine Frage der Haltung und Teamsache!
Partizipation beginnt in den Köpfen der Erwachsenen.“[3] Pädagog*innen müssen für sich selbst und im Team ihre partizipative Haltung reflektieren und (weiter)entwickeln. Partizipation stellt die Frage nach der Verteilung von Entscheidungsbefugnissen und damit die Frage nach der Machtverteilung zwischen Kindern und Erwachsenen. Beteiligung geht nur, wenn Erwachsene Macht abgeben. Sie können erahnen und wissen, dass diese Auseinandersetzung ziemlich emotional werden kann, berührt sie uns möglicherweise zutiefst in unseren eigenen Prägungen, Gewohnheiten usw. Ein erster wesentlicher Schritt ist, die Selbst- und Mitbestimmungsrechte der Kinder in der KiTa zu verhandeln, für alle verbindlich zu klären, und über diese per Konsens im Team zu entscheiden.[4]
Fragen zum Nachdenken:
- Wie fühle ich mich, wenn meine Meinung zählt und ernsthaft berücksichtigt wird?
- Woran wollen wir Kinder beteiligen? Wie können wir Kinder darin unterstützen? Was entscheiden wir als Erwachsene?
- Nehmen wir die Entscheidungen der Kinder ernst und halten uns daran?
Grundsätzlich stellen alle Alltagsthemen eines Kindes mögliche Partizipationsthemen in der KiTa dar. Die Frage ist, wie bereits erwähnt: Welche Rechte gestehen wir Ihnen zu? Hansen und Knauer nennen exemplarisch Themen zum Mitentscheiden und Mithandeln von Kindern: Mahlzeiten, Bekleidung, Schlafen und Ruhen, Pflege und Hygiene, Tagesstruktur, Raumgestaltung, Aktivitäten, Ausflüge, Feste, Regeln, Projekte, Anschaffungen, Beschwerderechte, Personalauswahl.[5]
Gremien in der KiTa
Zudem gilt es über Gremien und Verfahren nachzudenken, durch die die Kinder ihre Mitentscheidungsrechte erwirken können. Diese sind zu entwickeln und strukturell zu verankern.
- Welche Gremien werden benötigt, damit Kinder auf allen Ebenen mitentscheiden können?
- Wie setzen sich die Gremien jeweils zusammen? Wann, wo, wie lange und wie oft tagen diese?
- Welche Befugnisse haben diese?
- Wie werden Entscheidungen getroffen?
Anmerken möchten wir in diesem Zusammenhang, dass in einer KiTa stets ein Gremium benötigt wird, das legitimiert ist, Entscheidungen für die gesamte KiTa zu treffen, wie ein Kinderrat zum Beispiel - ein repräsentatives Gremium - bestehend aus gewählten Vertreter*innen. Daneben sollte es auch ein Gremium geben, bei dem sich alle Kinder beteiligen können, wie beispielsweise eine Kinderkonferenz.[6] Als Pädagog*in sind sie Beobachtende und Moderierende. Damit verbunden ist ein(e)…
- auf Augenhöhe mit den Kindern sein,
- verfahren nach Prinzipien des Dialogs,
- Allparteilichkeit bzw. Neutralität
- und eine berufliche Neugier auf das, was Kinder schon leisten können.
Loslegen u./o. weiter machen mit unserem Themenbeutel #misch mit! – mach mit!
Ein Themenbeutel gefüllt mit Materialien, Büchern, Spielen rund um das Thema Mitbestimmung. Stöbern Sie gemeinsam mit den Kindern und auch im Team in den Geschichten, tauchen Sie ein in das Themenfeld Beteiligung, kommen Sie miteinander ins Gespräch, ins Fragen, ins gemeinsame Nachdenken und (fair)Handeln.
Der Themenbeutel #misch mit! – mach mit! Ist gefüllt mit:
- Bildungswerk ver.di Thüringen e.V. (2022): MuTiK on Tour. Die Begleitbroschüre zum Aktivruksack „MuTiK“. Sie ist entstanden im Rahmen des Modellprojektes Aktivrucksack „MuTiK“, widmet sich Demokratie- und Teilhabeprozessen in der KiTa (Kinderrechte, Werte, Mitbestimmung und Miteinander).
- Hans im Glück Verlags-GmbH (2022): Hans im Glück – Carcassonne. “. Ein Brett-Lege-Spiel mit Spaß und Strategie
- Abstimmungsbuttons
- Reider (2023): Bestimmer sein. Wie Elvis die Demokratie erfand. Kamishibai Bildkartenset. Don Bosco.
- Holzwarth (2021): Mag ich, gar nicht!: Ein Reim- und Magenbilderbuch. Klett Kinderbuch.
- Zeh & Schnabel (2020): Jetzt bestimme ich, ich, ich! Carlsen; 2. Edition.
- Schäfer (2020): Mitbestimmung für Kita-Kinder. Cornelsen bei Verlag an der Ruhr. Ein Buch, dass Ihnen Grundlagen, Tipps und Impulse zur Beteiligung von Kindern liefert.
- Hansen &Knauer (2023): Leon und Jelena - Damit niemand guckt. Verlag Bertelsmann Stiftung.
- Ruthe & Starken (2023) Was ist eigentlich Demokratie?CE Community Edition.
- Ribeiro et al. (2020): Im Dschungel wird gewählt: So funktioniert Demokratie. Ein Sachbilderbuch über Wahlen für Kinder ab 5 Jahren. Prestel Verlag.
- Deutsches Kinderhilfswerk e.V. (2022): Kartenset für Kita, Grundschule und Hort: Demokratie in der Praxis.
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- die Leihfrist beträgt: 6-8 Wochen
- Anfrage formlos per E- Mail an: demokratietraeger@verdi-bw-thueringen.de
Und zum Schluss…
„Kinder, die Partizipation erfahren, sind häufig selbstbewusster, selbständiger und machen früh Selbstwirksamkeitserfahrungen. Sie lernen, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und sich zu den Bedürfnissen anderer in Beziehung zu setzen, sie lernen, Entscheidungen zu hinterfragen, und haben meist eine hohe Motivation, etwas auszuprobieren, Neues zu entdecken und zu lernen.“[8]
Quellen:
[1] Schröder zit. in (1995): Kinder reden mit! Beteiligung an Politik, Stadtplanung und Stadtgestaltung. Beltz. S. 14.
[2] Vgl. Hansen & Knauer (2011): Partizipation in Kindertageseinrichtungen. So gelingt Demokratiebildung mit Kindern! Verlag das Netz. S. 20.
[3] Hansen et al zit. in: Die Kinderstube der Demokratie. 46 TPS 2|2009. https://www.partizipation-und bildung.de/pdf/Hansen_Knauer_Sturzenhecker_Kinderstube%20der%20Demokratie.pdf, Zugriff am 06.06.2025
[4] Vgl. Hansen & Knauer (2019): Das Praxisbuch. Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita. Wie pädagogische Fachkräfte Partizipation und Engagement von Kindern fördern. Bertelsmann Stiftung. S. 69 ff.
[5] Vgl. Ebd. S. 24f.
[6] Vgl. Ebd. S.137.
[7] Vgl. dazu: Reingard Knauer, Rüdiger Hansen: Zum Umgang mit Macht in Kindertageseinrichtungen, TPS 8/2010, S. 25.
[8] Zit. AWO Ostwestfalen-Lippe e.V. (Hrsg.) (2018): Wir kennen unsere Rechte! Kinderrechte in der Kita umsetzen. B. Herder. S. 42.
Kurzfakten
Zielgruppen
- Pädagogische Fachkräfte
- Interessierte
Kategorie
Pädagogische Fachkräfte und Interessierte
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